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Lago Maggiore 2023

Als ich meiner Kollegin erzähle, dass ich meinen Sommerurlaub dieses Jahr am Lago Maggiore verbringe, strahlt sie übers ganze Gesicht und ruft begeistert „Meine Sehnsuchtsort!“, und ist sich sicher, dass mir dieses Fleckchen Erde ganz sicher auch gefallen wird. Ich glaube ihr aufs Wort. Ein paar Jahre zuvor waren wir per Mietwagen von Zürich nach Bologna durchs Tessin gefahren, wobei wir einen kurzen Blick auf den nördlichen Zipfel erhaschen konnten. Schon damals wäre ich am liebsten dortgeblieben. So atemberaubend schön war die Landschaft. Diese Mischung aus Seen und Hochgebirge hatte es mir angetan.

Am Anfang war der Plan

Eigentlich rechnen wir nicht ernsthaft damit, dass Tochter zwei mit siebzehn Jahren noch gedenkt, mit uns in den Urlaub zu fahren. Nach dem letzten Campingurlaub in Dänemark mit der kleinen Schwester gemeinsam in einem Zelt im vergangenen Jahr hatte sie verkündet, ab jetzt allein oder mit Freundinnen zu verreisen. Als es aber an die Reiseplanung für den diesjährigen Sommerurlaub geht, mischt sie sich verdächtigerweise ein. Ans Meer will sie, an den Strand, in die Sonne. Vorsichtig erwähne ich, dass es in den letzten zehn Italienurlauben immer wieder Beschwerden gab: die Sonne zu heiß und der Strand zu sandig, das Meer voller Fische… Alles wird abgestritten. „Hab ich nie gesagt!“ Ich verbuche das unter selektivem Gedächtnisschwund und halte den Mund.

Wir sitzen also am Esstisch und überlegen, wo es dieses Jahr hingehen soll. Viele Vorschläge werden schnell verworfen: Thailand, Bali und Schottland bedeuten Flugreisen, auf die wir aus Klimaschutzgründen weitestgehend verzichten. Zu weit in den Süden möchte ich im Hochsommer auch nicht mehr. Hitzerekorde, Überschwemmungen, Waldbrände – Ihr wisst schon… Nach einer Flasche Wein für die die Erwachsenen, einer Tüte Chips und einer Tafel Schokolade für die Kids wird mein Vorschlag, an den Lago Maggiore zu fahren einstimmig angenommen.

Der Weg zum Ziel

Wie schon erwähnt, kommt Fliegen für uns nicht infrage. Wäre in diesem Fall auch nicht wirklich praktisch, denn die nächsten Flughäfen sind Bergamo, Mailand oder Zürich. Alles noch um die zwei Autostunden vom Ziel entfernt. Also Bahn? Leider viel zu teuer, denn einen Mietwagen brauchen wir trotzdem, um die Gegend zu erkunden. Glauben wir zu diesem Zeitpunkt jedenfalls noch. Die Wahl fällt also aufs Auto. Weil der Weg doch ziemlich weit ist und sich keiner von uns gern 12 Stunden am Stück den Hintern platt sitzt, planen wir auf Hin- und Rückweg jeweils eine Übernachtung in Rothenburg ob der Tauber ein. Trotzdem ist die lange Fahr, besonders für den Gatten, der fährt, ziemlich anstrengend.

Am Ziel angekommen werden wir auf einen Schlag für alle Strapazen entschädigt. Nicht umsonst wird Cannobio, von vielen Reiseführern als einer der schönsten Orte am italienischen Westufer des Lago Maggiore erwähnt. Der Blick auf den See von unseren zwei Doppelzimmern im „Hotel Giardino“ bestätigt den ersten Eindruck. Das kleine, familiäre Hotel bietet uns die perfekte Ausgangslage für unterschiedliche Unternehmungen. Jeweils fünf Minuten sind es zum schönen Badestrand, dem Lido und zur Promenade, wo man eine große Auswahl an Bars, Pizzerien und Restaurants hat. Auf dem Weg liegt ein kleiner Supermarkt. Direkt vor der Tür befindet sich eine Bushaltestelle. Absolutes Highlight ist der Pool auf der Dachterrasse mit Blick auf den See.

Dachterrasse im Hotel Giardino

Baden

So gut wie täglich gehen wir, zumindest für zwei, drei Stündchen an den Strand, der – für einen Bergsee eher ungewöhnlich – über einen breiten Sandstreifen verfügt. Wer ins Wasser will, muss allerdings über Steine laufen. Aus Angst vor Frostbeulen (das Wasser ist a…kalt!) entscheide ich mich in den ersten Tagen sowieso dagegen. Die Mädels baden – trotz Kälte und Fische! In der zweiten Woche ist das Wasser wärmer. Oder ich bilde mir das nur ein? Egal, ich schwimme, es ist herrlich! Der Strand ist übrigens super gepflegt und sauber, und wird zurecht immer wieder mit der „Bandiera Blu“, der Blauen Fahne ausgezeichnet. Direkt neben dem Strand gibt es eine Surfschule, bei der man auch kleine Motorboote und Tretboote leihen kann.

Auch der schönste Strand wird irgendwann mal langweilig, und so machen wir uns auf zur „Orrido di Sant’Anna“, eine schöne Abwechslung zum Trubel am See.

Der Orrido von Sant’Anna befindet sich 3 km von der Stelle entfernt, an der der Fluss Cannobino in den Lago Maggiore mündet. Das Wasser fließt dort durch eine enge Schlucht, in die man schwimmen oder paddeln kann. Einige Vollpfosten springen von den Klippen kopfüber ins Wasser. Die meisten treffen die tiefen Stellen. Von unserem Kellner (Tochter zwei pflegt guten Kontakt und erfährt einiges über Land und Leute) wissen wir, dass kein Einheimischer das jemals machen würde, und dass es auch hin und wieder schlimme Unfälle gibt. Manche treffen eben auch nicht. Die Schlucht kann oben über zwei Brücken überquert werden. Eine mittelalterliche Brücke (“dell’agostana” genannt), die nur von Fußgängern benutzt werden kann, und eine modernere, die auch mit Autos befahren werden kann.

Das Wasser ist auch hier a….kalt, aber die Kids störts nicht.

Persönlicher Tipp: Möglichst früh dort sein, ab mittags wird’s voll!

Ausflüge

An jedem Tag in der Woche findet in einem der umliegenden Orte ein Markt statt. Lebensmittel machen hier den kleinsten Teil aus. Viel interessanter sind die endlosen Stände mit Klamotten, Schuhen, Handtaschen etc. Wie so oft, gilt aber auch hier: „kennste einen, kennnste alle!“. Man muss nicht auf jeden Markt fahren. Es stehen überall exakt dieselben Händler. Verbania ist eine gute Wahl, dort lässt es sich auch schön bummeln. Von Cannobio aus fährt ein Bus an der Küste entlang dorthin. Für drei Euro bekommt man ein Touristenticket für den ganzen Tag.

Wer sich gern mit gefühlt 500 schwitzenden Personen eine kleinen Fähre teilt, um anschließend mit zehnmal so vielen schwitzenden Personen …….macht sich auf zu den vielgepriesenen Borromäischen Inseln.

Vielleicht waren wir auch einfach zu blöd und hätten früh morgens fahren sollen. Wahrscheinlich ist es dann noch nicht ganz so voll. Eine andere Jahreszeit – im Hochsommer sind traditionell mehr Touristen unterwegs als zu jeder anderen Zeit – ist sicher auch eine gute Idee.

Die Überfahrt inklusive Eintritt zu den Sehenswürdigkeiten auf der Isola Bella und der Isola Madre kostet pro Person 30  Euro, was zu zweit ok gewesen wäre, mit zwei Teenagern, die nach einer Stunde meinen alles gesehen zu haben, ist es ein teuren Vergnügen.

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